Otitis media chronica

 

Bei der Otitis media chronica unterscheidet man zwei Formen:

•  mesotympanal (chronische Schleimhauteiterung)

•  epitympanal (chronische Knocheneiterung = Cholesteatom)

 

Otitits media chronica mesotympanalis

Die Ätiologie dieser Erkrankung ist unklar, es gehen aber häufig rezidivierende Otitiden im Kindesalter oder eine Tubenfunktionsstörung vorweg. Von der Entzündung ist hauptsächlich die Schleimhaut des dem Trommelfell anliegenden Teil des Mittelohres (=Mesotympanon) betroffen. Hierbei kommt es häufig zu einem Trommelfelldefekt, der typischerweise mittig oder im unteren Bereich des Trommelfells liegt. Dadurch kommt es regelmäßig zu einer Otorrhoe, die im Gegensatz zur epitympanalen Form geruchlos ist.  Die Therapie der mesotympanalen Form liegt in der Verbesserung der Tubenfunktion sowie einer operativen Trommelfelldefektdeckung (Tympanoplastik).

 


 

Otitis media chronica epitympanalis (Cholesteatom)

Die Pathologie der epitympanalen Form besteht in der Verschleppung von verhornendem Plattenepithel des äußeren Gehörgangs in das Mittelohr, wo es zu einer destruierenden Entzündungsreaktion führt. Da häufig der obere Teil des Mittelohres (Epitympanon) betroffen ist, wird das Cholesteatom chronische Otitis media epitympanalis genannt.

Ein Cholesteatom kann angeboren sein (primäres Cholesteatom), wenn ektodermales Epithel während der Embryonalentwicklung ins Mittelohr versprengt wird.  

Häufiger entsteht das Cholesteatom aufgrund eines Trommelfelldefektes mit direktem Einwachsen oder einer unterdruckbedingten Retraktion bei intaktem Trommelfell. Von der Retraktion ist vor allem die dünne Pars flaccida (oberer Teil des Trommelfells) betroffen. Es kommt zur Bildung einer Retraktionstasche. Trommelfellanteile können auf den Hammergriff oder über die Mittelohrschleimhaut gezogen werden, mit diesen verwachsen und zur Verschleppung des Epithels führen. Die daraus entstehende Entzündungsreaktion breitet sich destruierend aus und befällt hauptsächlich Knochen (Ossikelkette + Felsenbein). Die Knocheneiterung führt zu einer fötiden Otorrhoe, die das Leitsymptom des Cholesteatoms darstellt. Die Zerstörung kann sowohl die Ossikelkette befallen als das knöcherne Labyrinth, was zu einer kombinierten Schallleitung- und Schallempfindungsstörung führen kann.

Das Cholesteatom kann manchmal als weißliche Raumforderung hinter dem Trommelfell sichtbar sein. Im Gehörgang nahe des Trommelfells kann sich außerdem ein Signalpolyp zeigen. Im CT zeigt es sich als isodense Raumforderung im Mittelohr/Mastoid.

 

Klinische Befunde:

• fötide Otorrhoe

• progrediente Hörverschlechterung: Schallleitungsstörung (oder kombinierte Hörstörung)

• Otoskopie: retrahiertes Trommelfell evtl. mit Defekt

• sichtbare weißliche Masse hinter dem Trommelfell

• Signalpolyp im Gehörgang

• wenn die Otoskopie keinen Befund zeigt, können evtl positive radiologische Befunde Aufschluss geben

 

Die Therapie besteht in der radikalen Resektion des Cholesteatoms, evtl. mit Tympanoplastik. Nach 12-18 Monaten sollte eine Second-Look Operation erfolgen, um eine erneute Ausbreitung des Cholesteatoms zu überprüfen.

 

 
Trommelfelldefekt  Retraktion des Trommelfells → Adhäsion des TF an der Ossikelkette  Cholesteatom  Signalpolyp im Gehörgang