benigne Larynxtumore

 

Phonationsverdickungen/ Stimmlippenrandödeme (umgangssprachlich: Stimmlippenknötchen):

Hierbei handelt es sich um epitheliale Verdickungen, die aufgrund von erhöhter mechanischer Belastung (Scherstress) entstehen. Ursache ist dabei immer eine funktionelle Stimmstörung im Sinne einer Überbelastung oder unökonomischen Stimmproduktion (also ein Missverhältnis aus stimmlicher Anforderung und Stimmeffektivität). Phonationsverdickungen treten meist symmetrisch, beidseitig auf und sind durch einen sanduhrförmigen Stimmlippenschluss gekennzeichnet. Phonationsverdickung treten häufig bei Frauen oder Kindern, selten bei Männern auf, was eine Assoziation zur höheren Grundfrequenz als Ursache nahelegt.  

Therapeutisch steht die Stimmtherapie im Vordergrund. Selten sind phonochirurgische Maßnahmen mit Abtragung der Verdickungen indiziert, dann immer im Sinne einer Sandwichtherapie (Stimmtherapie vor und nach Phonochirurgie).

 

Phonationsverdickungen mit typischer Sanduhrglottis

 

Stimmlippenpolyp:
Es handelt sich hierbei um eine häufige gutartige Neubildung der Stimmlippen, welche wie die Phonationsverdickung ebenfalls einen epithelialen Ursprung hat. Hier steht in der Pathogenese jedoch nicht die chronische Überbeanspruchung, sondern das Phonotrauma (also eine punktuelle übermäßige Stimmbelastung, wie z.B. Schreien) im Vordergrund. Daher berichten Patienten auch häufig über ein eher plötzliches Auftreten. Dabei kommt es z.B. durch Einblutungen in die Stimmlippe zum lokalisierten Einlagern von Flüssigkeit (daher sind Polypen auch häufig rot) und im Verlauf und unterer weitere mechanischer Belastung zum Umbau in solides Gewebe. Risikofaktoren sind z.B. Stimmbelastung im akuten Infekt (cave: vermehrte Durchblutung) und Noxenabusus.
Therapeutisch ist eine Stimmtherapie aufgrund der mechanischen Störung der Stimmlippenschwingung meist weniger Erfolgsversprechend sollte jedoch im Sinne einer Sandwichtherapie zusammen mit einer phonochirurgischen Abtragung erfolgen.

 

Kleiner Stimmlippenpoylp der linken Stimmlippe

 

Größerer, hämangiöser Stimmlippenpolyp

Großer Stimmlippenpoylp intraoperativ

 

Stimmlippenzyste:

Gutartige, im Gegensatz zum Stimmlippenpolypen subepithelial gelegene Raumforderung der Stimmlippe welche durch Verschluss einer Schleimdrüse entsteht (Retentionszyste). Seltener treten angeborene Zysten (=Epidermoiszysten) auf.

Therapeutisch können kleinere Befunde häufig durch Stimmtherapie ausreichend gut stabilisiert werden und bedürfen nicht unbedingt einer chirurgischen Intervention. Diese ist aufgrund der subepithelen Lage mit einem erhöhten Vernarbungsrisiko und somit unzureichender Stimmverbesserung einhergehend. Bei größeren Befunden bleibt sie jedoch trotzdem die Therapie der Wahl.

 

Stimmlippenzyste Respiration Stimmlippenzyste Phonation

 

Papillome:
benigne Neoplasie des Larynx, die durch eine Infekton mit dem Humanen Papilloma Virus (HPV, häufig HPV 6 und 11) ausgelöst werden. Infektionswege sind peripartal durch Genitalwarzen der Mutter (Juvenile Larynxpapillomatose) bzw. Orogenitale Sexualpraktiken, Schmierinfektionen (adulte Larynxpapillomatose). Gekennzeichnet ist die Erkrankung durch die Bildung charakteristischer Raumforderungen mit punktförmigen Kapillaren (Scheitelkapillare), welche v.a. im speziellen Licht des Narrow Band Imaging, NBI (blaue Wellenlänge) eine pathognomonische Zeichnung zeigen (siehe Bild unten). Bei der adulten Form kommt es im Verlauf in ca. 10% der Fälle zur Entwicklung einer hochgradigen Dysplasie oder eines Carcinoms (potenzielle Präkanzerose). Die Juvenile Form ist häufiger durch starke Proliferation der Raumforderung gekennzeichnet und kann bis hin zu Verlegung des Atemwegs führen (Siehe Bild unten).

Therapeutisch steht daher die histologische Sicherung und vorsichtige Abtragung der Raumforderungen zum Erhalt einer guten Stimmfunktion im Vordergrund. Die Larynxpapillomatose wird jedoch durch eine extrem hohe Rezidivrate gekennzeichnet, sodass in den meisten Fällen wiederkehrende Operationen notwendig sind. Aufgrund der guten Vaskularisierung haben sich hier auch spezieller Lasertherapieverfahren (photoangiolytische Laser) etabliert, welche auch beim wachen Patienten zur Behandlung von Rezidiven angewendet werden könne. Auch die Impfung gegen das HPV Virus hat sich sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch bewährt.

 

1. Adulte Larynxpapillomatose im normalen Weißlicht

 

2. Adulte Larynxpapillomatose im Narrow Band Imaging (NBI)

 

3. und 4. Operative Behandlung der Papillomherde im vorderen bereich der rechten Stimmlippen mittels photoangiolytischem Laser in lokaler Anästhesie

5. Intraoperativer Befund mit nahezu Verlegung der Larynx bei Juveniler Larynxpapillomatose

 

 

Präkanzerosen:
Epitheldysplasien und ein Carcinoma in situ stellen Präkanzerosen dar, die eine weitere Abklärung und Kontrolluntersuchungen erforderlich machen. Sie werden nach folgendem Grading gegliedert:

°I: einfache Dysplasie
°II: mittelgradige Dysplasie
à  fakultative Präkanzerose

°III: hochgradige Dysplasie à entspricht einem Carcinoma in situ


Oft werden die Präkanzerosen als Zufallsbefunde im Rahmen einer HNO-ärztlichen Untersuchung entdeckt, sie zeigen sich aber auch durch eine länger bestehende Heiserkeit, ein Fremdkörpergefühl und Räusperzwang. Zudem sind sie als weißliche, nicht abhustbare Schleimhautbeläge (Leukoplakie) klinisch nachweisbar.
Als Faustregel gilt, dass
eine Heiserkeit, die mehr als 3 Wochen besteht unbedingt einer fachärztlichen Abklärung bedarf, da ein maligner Prozess ausgeschlossen werden muss.
Therapeutisch sollte eine Exzision mit anschließender histologischer Untersuchung erfolgen, bzw. eine R0-Resektion der Präkanzerose durchgeführt werden.

 

Stimmlippenleukoplakie links (Weißlicht: linkes Bild, NBI: rechtes Bild)